Is Google evil? Überlegungen zur (Selbst)zensur von google.cnLesedauer ca. 1 Minuten

Die Meldung, dass Google ein selbstzensiertes Angebot ihrer Suchmaschine für China betreibt, hat mich auf den ersten Blick geschockt. Wie viele andere auch: Momentan zirkuliert ein Rundmail, das auf eine Online-Petition verweist. Allerdings habe ich mir – geschockt von den Medienmitteilungen – das Statement von Google angeschaut vor dem US Repräsentantenhaus-Ausschuss.
Mir scheint die dort vorgebrachte Argumentation nicht so schlecht zu sein:

  1. Google unterhält das bisherige unzensurierte Angebot www.google.com in chinesisch weiterhin aufrecht. Dass dieses innerhalb von China durch die Behörden zensiert und dadurch auch massiv verlangsamt wird, ist nicht Googles Fehler.
  2. Google fügt das selbstzensierte Portal www.google.cn hinzu. Dort wird allerdings immer dann, wenn nicht alle Resultate angezeigt werden, ein Zensurhinweis angegeben. D.h. man sieht als User, ob man ein vollständiges oder teilweise zensuriertes Resultat vor sich hat.

Das heisst, dass Google gegenüber den Usern welche google.cn nutzen, die Zensur sichtbar macht, was nach ihrer Aussage keine andere Suchmaschine macht. Ich finde dieses doppelte Vorgehen eigentlich nach reiflicher Ueberlegung nicht schlecht und teile Googles Argument, dass das Einblenden des „Zensurbalkens“ sogar die Sensibilität für das Vorhandensein von Zensur erhöhen kann. Zudem scheint mir wesentlich zu sein, dass Google keine persönlichen Daten von Personen in China auf chinesischem Boden speichert (zB gmail Informationen), damit der Chinesische Staat sicher keinen Zugriff darauf bekommt.

Natürlich ist und bleibt klar, dass Google das neue Angebot aus kommerziellem Interesse aufgeschaltet hat, weil sie gegenüber den selbstzensierten chinesischen Konkurrenten (welche aber keine Zensurhinweise anzeigen) immer mehr ins Hintertreffen gerieten.

In Abwägung all dieser Argumente unterzeichne ich, entgegen meiner ersten Intention, persönlich die Petition nicht.