Strange encounter of the „liberal“ kind – Wirtschaftsweise lässt mich ratlos zurückLesedauer ca. 2 Minuten

Offenbar als Angehöriger der Zürcher Elite idenitifiziert durfte ich diesen Montag am Dolder-Meeting teilnehmen. Als Hauptrednerin war Frau Professor Weder di Mauro geladen, eine Wirtschaftsprofessorin die in Deutschland zu den fünf Wirtschaftsweisen gehört. Ein sonderbares Erlebnis. Nicht nur das Referat, sondern vor allem die unreflektierten Reaktionen, welche fast alle das Gehörte als brilliant bezeichneten.

Dabei hat Weder di Mauro nichts anderes als einen neoliberalen Rundumschlag gemacht, der nicht nur aus ideologischer Sicht für mich wesentlich unverdaulicher war als das nachfolgende feine Essen. Nein, ich vermisste dabei auch Ansätze elementarer Logik. Dass Weder di Mauro das BIP-Wachstum als Fetisch vor sich hintrug, ist zwar auch kritikwürdig. Rein die Tatsache, dass dies die einzige gut messbare Grösse für Wohlstand ist, dürfte nicht davon entbinden, auch die Probleme dieser Kennzahl kurz zu streifen. Aber nein, stattdessen wurde das Wachstum der Schwellenländer hochgelobt. Dass auch die damit verbundene Umweltbelastung eine (gar kapitalisierbare) Belastung der künftigen Generationen darstellt, blieb schlicht aussen vor.

Weit verwunderlicher fand ich allerdings, dass all die Politiker und Wirtschaftsgrössen (Frauen waren dünn gesät) den simplen Zirkelschluss Weder di Mauros nicht entlarvten. Forderte sie doch für Deutschland nichts anderes als Wachstum, und zwar vorab über die Ausweitung der Erwerbsquote. Gleichzeitig behauptete sie, dass die Arbeitslosigkeit nur durch höheres Wachstum verkleinert werden könne. Da beisst sich die Schlange rein logisch in den Schwanz – resp. Weder di Mauro hat offenbar das Perpetuum mobile erfunden… („Wir müssen länger arbeiten, dann gibt es Wachstum. Wir müssen mehr Wachstum haben, dann gibt es mehr Arbeit.“) Wer soll den das bezahlen resp. anstossen Denn aus ihrer ideologischen Position konnte sie ja einer Wirtschafts-/Sozialpolitik, welche neue Nachfrage generiert (die als externer Faktor allenfalls die obige Schlange wirklich in Bewegung bringen könnte), rein gar nichts abgewinnen und lächelte über alle Konjunkturprogramme. Stattdessen forderte sie die vermehrte Privatisierung der Altersvorsorge – was, wie sogar sie zugestehen musste, im Gegenteil die Sparquote hochtreiben würde.

Am ehrlichsten waren vielleicht noch jene Kommentatoren, welche sich zitieren liessen, die Ausführungen als komplex empfunden zu haben (was sie mir nicht schienen). Dass diese Kommentare auch von Vertretern der Wirtschaftspartei FDP gemacht wurden, liess mich allerdings doch etwas ratlos zurück…