6 Wochen Ferien für alleLesedauer ca. 2 Minuten

Vom «Ende der Arbeitsgesellschaft» reden viele. Tatsächlich aber ist der gesetzliche Ferienanspruch seit einem Vierteljahrhundert bei vier Wochen geblieben. Der Stress am Arbeitsplatz dagegen stieg massiv. Die Ferieninitiative sichert nicht nur die notwendige Erholungszeit – sondern sie trägt auch dazu bei, dass der Produktivitätsfortschritt sozial gerechter an alle verteilt wird.

In den anderthalbJahrzehnten von 1992 bis 2007 ist die Arbeitsproduktivität in der Schweiz um 21.5 Prozent gestiegen. Die Reallöhne erhöhten sich im gleichen Zeitraum jedoch nur um bescheidene 4.3 Prozent. Und die durchschnittliche Arbeitszeit verringerte sich kaum. Entsprechend stiegen umgekehrt die Gewinne der Firmen. Mit der Ferieninitiative soll der künftige Produktivitätsfortschritt stärker auch den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zugute kommen. Nicht in Form von Geld. Sondern in Form von Erholungszeit.

Stress schadet

Das ist nötig. Denn der Stress am Arbeitsplatz hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Es gibt guten Stress – den kenne ich auch: Wenn fast zu viel läuft, aber irgendwie gehört der Kick auch dazu. Es gibt Prestige-Stress. Wenn man schon fast gestresst scheinen muss, damit man wichtig ist. Aber es gibt auch richtig gesundheitlich schädlichen Stress, Überbelastung, Überarbeitung, Überforderung. Diese psychische Belastung der Einzelnen hat dabei auch finanzielle Folgen. Die Stressstudie des SECO aus dem Jahr 2000 errechnete über  4 Milliarden an stressbedingten Kosten. Unterdessen hat sich der Betrag laut Gesundheitsbefragung 2007 auf 10 Milliarden mehr als verdoppelt.

Die Initiative ist wirtschaftlich tragbar

Es ist darum fair und richtig, gute Ferienregelungen nicht nur bestimmten Branchen und höheren Angestellten vorzuenthalten. Heute haben besonders Arbeitnehmende mit tiefem Einkommen und Teilzeitarbeitende im Stundenlohn kaum Ferienregelungen, welche über das gesetzliche Minimum hinausgehen. Im statistischen Durchschnitt dagegen sind bereits jetzt 5 Wochen die Regel. Entsprechend ist der erste Schritt der Initiative, die Anhebung auf 5 obligatorische Ferienwochen für alle, wirtschaftlich gut verkraftbar. In den kommenden fünf Jahren soll der Ferienanspruch jährlich um einen Tag steigen, bis die sechste Ferienwoche für alle erreicht ist.