Antworten auf Fragen von Bürger:innen

Immer wieder erhalte ich interessante Fragen von Bürgerinnen und Bürgern. Manche Antworten mögen auch ein breiteres Publikum interessieren. Darum veröffentliche ich gelegentlich Antworten hier .

Der Atomausstieg ist klimapolitisch verantwortungslos. Wir müssen doch nicht den Fehler von Deutschland wiederholen, das statt auf saubere Atomenergie nun wieder auf dreckigen Kohlestrom setzt.

Lieber Herr K.

Leider werden die Falschaussagen der Opposition in Deutschland in den hiesigen Medien kaum korrigiert. Fakt ist: Nach dem Atomausstieg greift in Deutschland jetzt auch der Kohleausstieg. Nach dem Atomausstieg hat Deutschland aktuell auch den Ausstieg aus der Kohleverstromung begonnen.

Die Kohlestromerzeugung ist in Deutschland nicht gestiegen. Sie ist vielmehr auf einem historischen Tiefpunkt. 2023 wurde in Deutschland so wenig Kohle verstromt wie nie seit der Wiedervereinigung 1990 – man kann den Rückgang der Kohleverstromung auf energy-charts.info selbst anschauen. Die besonders klimaschädliche Braunkohle fiel übrigens 2023 auf das Niveau von 1965.

 

Kohleverstromung in Deutschland 1990 bis 2024 (Achtung: 2024 nur 8 von 12 Monaten) – Quelle: https://energy-charts.info/

Und es geht weiter: Im April 2024 wurden nun 15 deutsche Kohlekraftwerke definitiv stillgelegt als erster Schritt in den Kohleausstieg.

Trotz rekordtiefer Kohlestromerzeugung hat Deutschland 2023 im Winter Strom exportiert. In der Jahresbilanz 2023 aber importierte Deutschland Strom. Die Importüberschüsse Deutschlands kamen aber nur zu 0.4 TWh aus französischen Atommeilern, 21.3 TWh total dagegen aus Dänemark, Norwegen, Schweden, Holland und der Schweiz.

Riesiges Effizienzpotential ermöglicht der Schweiz den Atomausstieg

Zurück zur Schweiz stellt sich natürlich dennoch die Frage: Wie kann denn der Atomausstieg und die Dekarbonisierung in der Schweiz parallel gelingen? Die Antwort lautet: Zubau der Erneuerbaren und Effizienzoffensive.

In der ganzen Energiedebatte wird die gigantische Energieverschwendung leider viel zu wenig thematisiert. Eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Energie zeigt ein enormes Effizienzpotential. Mehr als ein Drittel des Endstromverbrauchs wird heute ohne Nutzen schlicht verschwendet. Sprich: Das Abschalten der AKW kann mit einer Effizienzoffensive kompensiert werden. Parallel braucht aber die Dekarbonisierung im Verkehr, im Gebäudebereich und in der Industrie mehr Strom. Diesen müssen wir mit dem – im Stromgesetz im Juni 2024 bereits beschlossenen – weiteren Ausbau der Erneuerbaren erzeugen.