© “Light” by Chris KWM via flickr (CC BY-NC-SA) 2.0.

Als Reaktion auf eine drohende Gas- und Strommangellage setzt der Bundesrat aktuell vor allem auf zwei Extreme: einerseits zuwarten, andererseits im Worstcase auf dirigistische Kontingentierung oder gar zeitweise Stromabschaltung. Andere Länder setzen auch Zwischenlösungen um, warten nicht ab. Sie vermindern damit das Risiko, im Notfall auf Zwangskontingente setzen zu müssen. Dies ist richtig und wichtig.

Jede heute gesparte Megawattstunde trägt dazu bei, dass der Worstcase unwahrscheinlicher ist. Es ist fahrlässig, erst dann die Energieverschwendung zu bremsen, wenn eine konkrete Mangellage droht. Darum umfasst der GRÜNE Plan für den Winter vier Punkte.

Der Vierpunkte-Plan der GRÜNEN für den Winter: Stromsparplan jetzt. Spar-Auktionen bei Grossverbrauchern. Wasserreserven sichern. Und beim Gas solidarisch das EU-Sparziel umsetzen.
Balthasar Glättli, Präsident GRÜNE Schweiz

Erstens braucht es so rasch wie möglich einen verbindlichen Stromsparplan. Müssen Schaufenster und Gebäude die ganze Nacht beleuchtet sein? Müssen Strassenlampen selbst über Land und auf der Autobahn immer brennen? Muss jede Bürolüftung 24 Stunden laufen, jeder Drucker rund um die Uhr auf Standby sein? Nein. Die Verschwendung im Betrieb ohne Nutzen muss mit einer Eilgesetzgebung gestoppt werden. Sie ist massiv. Bereits vor einem Jahrzehnt liess die Stadt Zürich in der Studie «Betrieb ohne Nutzen» bei 72 öffentlichen Gebäuden den Stromverbrauch ausserhalb der Nutzungszeiten untersuchen. Das Resultat: In Schulen und Verwaltungsgebäuden betrug der Verbrauch ohne Nutzen 56 Prozent («nur» bei 18 Prozent betrug er bei Spitälern und Altersheimen). Kaum anzunehmen, dass dies bei normalen Bürogebäuden anders ist… Zwar ist heute die Effizienz zum Beispiel bei der Beleuchtung im Schnitt gestiegen. Aber gleichzeitig hat auch die Menge elektrischer Geräte massiv zugenommen.

Zweitens brauchen wir rasch Gas- und Stromsparauktionen bei Grossverbrauchern. Dabei offerieren Grossverbraucher eine bestimmte Verbrauchsreduktion in einer bestimmten Zeit. Die günstigsten Offerten erhalten den Zuschlag bis zum definierten Sparziel. Die Kosten dafür werden umgelegt auf den Gas- und Strompreis. Diese volkswirtschaftlich effiziente Methode ermittelt unbürokratisch die günstigsten Einsparmöglichkeiten.

Drittens braucht es eine Wasserreserve von 2 Terawattstunden Ende Januar. Dies muss der Bund verordnen. Er plant aber aktuell nur eine Reserve von 500 Gigawatt. Das ist zu wenig. Die Einsparungen durch den Stromsparplan und die Stromsparauktionen bei Grossverbrauchern müssen als zusätzliche Reserven in den Stauseen bleiben.

Viertens sollen wir das Gas-Einsparungsziel der EU von 15 Prozent auch in der Schweiz umsetzen, wie dies Bundesrätin Sommaruga wollte. Wir sind auf die Solidarität der EU-Länder angewiesen bei der Gaslieferung. Weil wir keine Speicher haben. Aber Solidarität ist keine Einbahnstrasse. Darum müssen auch wir mithelfen, dass sich die Gasspeicher weniger rasch leeren. Das geht: mit einer raschen Umstellung der Zweistoffanlagen und mit Sparauktionen auch beim Gas.

Erschienen als Grüne Gedanken zur Woche am 27.8.2022