Es war die Woche des Altmännersommers.
Es wurde Sommer. Fussballsommer. Und damit Zeit für die schmierigste Nebensache der Welt. Das Theater um die FIFA wird mit jeder neuen Wendung unübersichtlicher. Wenn in diesen Tagen wieder Intrigen gesponnen werden und nicht – wie’s sein sollte – das Spiel im Zentrum stand, schüttelt männiglich den Kopf.

Bei aller Verwirrung allerdings ist jedermann klar: Es gibt sinnvollere Altherrenbeschäftigungen als das Präsidium eines Weltfussballverbands. Einzig offene Frage bleibt nur, ob der unbestritten komische globale Unterhaltungswert ihrer Veranstaltungen – und ich meine damit nicht Fussballspiele – auch wirklich eine Klassierung der FIFA als steuerbefreiter Institution rechtfertigt…
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Es wird Sommer. Und wenn ich einen lauen Abend in einer Quartierbeiz verbringe, kann es durchaus vorkommen, dass am Tisch nebenan zwei ältere Herren in den besten Jahren sitzen.
Sie reden meist lauter als die anderen Gäste. Bei der ersten Stange erzählen sie über die letzte Wanderung oder den Besuch beim Autosalon. Dann geht’s weiter mit der Militärzeit, den alten Kameraden. Der erste Bogen schliesst damit, dass in der schönen Schweiz doch alles viel schlechter geworden sei.
Eine weitere Stange, und die beiden Gäste ärgern sich lautstark darüber, dass der Jugo-Kellner keinen Dialekt versteht, und seine deutsche Kollegin auch nicht. Sowieso geht das ganz Quartier den Bach ab, seit es hier mehr Ausländer als Schweizer gibt. Die klauen auch und überhaupt. Die Jugos jedenfalls. Nach der dritten Stange dann kommt der zweite Weltkrieg: Nur geschlossene Grenzen helfen doch gegen Wirtschaftsflüchtlinge aus Nord-Afrika. Prost!
Zugegeben: Es gibt nettere Tischnachbarn. Aber sie gehören hier irgendwie auch dazu. Wie Harry Hasler zu Schwamendingen. Etwas flau im Magen wird einem aber, wenn eine ähnliche Sorte Altherren eine Nationalratsliste dominiert und der Entschlossenste von ihnen sogar für den Ständerat kandidiert.
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Wenn in den nächsten Monaten Angst und Hass geschürt wird und nicht – wie’s im Programm steht – die Liebe zur Schweiz, dann werde ich mir öfter wünschen, dass es für Politiker eine Altersgrenze gäbe. Vielleicht ist das aber der falsche Ansatz. Vielleicht bräuchte es bloss eine Grenze von Verbitterung und Selbstverliebtheit. Und vielleicht sollte die auch für Funktionäre gelten?
Sicher ist: Was in der Quartierbeiz harmlos ist, kann im Bundeshaus wie im Sonnenberg durchaus problematisch sein.

Balthasar Glättli
(Erscheint als Grüne Gedanken zur Woche im nächsten P.S.)