FussAbdruck
Wer seit Jahren grüne Politik verfolgt, kennt die Punkte. Dass es Grenzen des Wachstums gibt. Dass unsere westeuropäische Lebensweise nicht welttauglich ist. Oder anders: dass unser ökologischer Fussabdruck viel zu gross ist. Dass das Wachstum des Bruttosozialprodukts kein Massstab für den Wohlstand ist. Wenn dann schon eher einer für die Umweltzerstörung. Dass die gepriesene Effizienzrevolution nur in wenigen Bereichen sich wirklich abzeichnet. Dass der Boden ein beschränktes, endliches lebensnotwendiges Gut ist.
All dies sind gern verdrängte Punkte. Denn die Lösungen in den angesprochenen Bereichen sind nicht unbedingt sexy. Sie rutschen nicht so flutschig hinunter wie „Green New Deal“. Und sie rufen weder Beifall aus der falschen noch viel Begeisterung in der eigenen Ecke aus. Sondern erst mal Nachdenken. Solche Lösungsansätze könnten sein: Beschränkung der Wohnfläche pro Kopf. Verbindliche landesweit koordinierte und durchgesetzte Raumplanungsvorschriften, die mittelfristig Wohnen und Arbeit wieder näher zusammenbringen. Verdichtung nach innen statt Einfamilienhaus-„Idylle“. Mehr Stadt statt Wohnen auf dem Land – damit überhaupt noch Land bleibt. Verbot des Zweitwohnungsbaus – für Aus- wie für Inländer. Ja, und mindestens so dringend wie die Diskussion darüber, wann und unter welchen Rahmenbedingungen Banken (teil)verstaatlicht werden sollen, wäre die Diskussion darüber, mit welchen vernünftigen Gründen überhaupt das Privateigentum am Boden gerechtfertigt werden kann.
Es gibt noch genügend nachzudenken. Die wirkliche Provokation für politisch verantwortungsbewusste Menschen ist das blinde „Weiter so!“ der bürgerlichen Mehrheitspolitiker, die mit der Angst vor den nötigen Veränderungen von der eigenen Unfähigkeit ablenken, eine zukunftsfähige Politik zu wagen.
Balthasar Glättli