«Die SP hat ihre Seele an das Machtkartell verkauft»
Nach der Gesamterneuerungswahl des Bundesrats kritisiere ich die SP. Sie zog es vor, ihre Seele an das Machtkartell der Bundesratsparteien zu verkaufen – hatte aber nicht einmal den Mut, dies öffentlich vorab zu sagen. Die Folge: sie gefährdete ihr eigenes Ticket mehr als nötig.
Markus Häfliger (Tages-Anzeiger): Herr Glättli, der grüne Bundesratskandidat Gerhard Andrey bekam nicht einmal die Mehrheit der SP-Stimmen. Ein Desaster.
Schauen Sie mich an: Ich bin sehr gelöst. Diese Bundesratswahl ist für uns als grüne Partei sehr befreiend.
Befreiend?
Sie schafft Klarheit in einer schwierigen Beziehung zwischen Grünen und SP. Vier Jahre lang beklagte die SP mit uns zusammen die Übervertretung der FDP. Vier Jahre lang sagte sie, der Viererblock im Bundesrat, bestehend aus SVP und FDP, müsse geknackt werden. Vier Jahre lang versicherte die SP uns Grünen ihre Solidarität. Jetzt, bei diesen Bundesratswahlen, hätte die SP diesen Worten Taten folgen lassen können. Oder wie die Engländer sagen: To put your money where your mouth is. Doch die SP tat es nicht. Sie erklärte am Mittwochmorgen, zehn Minuten vor Beginn der Wahl, dass sie unseren Kandidaten nicht unterstütze.
Was hätten Sie von der SP konkret erwartet?
Dass sie zumindest die Ehrlichkeit gehabt hätte, mehr als einen Morgen lang zum Offensichtlichen zu stehen, dass ihr das eigene Hemd näher ist als das, was sie vier Jahre predigte: Allianzen für progressive politische Perspektiven im Bundesrat.
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