GRÜNE Weichelt fordert einkommensabhängige Prämien (Ausriss blick.ch)
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweiz investiert viel Geld in ein hervorragendes Gesundheitssystem, rund 86 Milliarden Franken pro Jahr.
  • Die meisten Ausgaben sind richtig und wichtig. Es gibt abe natürlich auch tatsächlich Sparpotentiale. Und umgekehrt auch Bereiche mit zu tiefen Investitionen: zum Beispiel die Pflege.
  • Höchst problematisch sind dagegen die immer höheren und unsozialen Kopfprämien, die weit stärker stiegen als die Gesundheitskosten. Hier muss und kann die Politik handeln!

Hier ein kurzer Podcast von mir zum Thema:

Die Schweiz soll ein hervorragendes Gesundheitssystem anstreben. Denn Gesundheit ist ein wesentlicher Teil unserer Lebensqualität. Ein gut funktionierendes Gesundheitswesen ist darum nicht primär ein Kostenfaktor. Ehrlicherweise braucht es in vielen Bereichen sogar zusätzliche Investitionen: Die Kinderspitäler sind seit Jahren unterfinanziert. Die Behebung des Pflegenotstands und des Ärztemangels wird viel kosten. Und auch für die Pflege einer immer älter werdenden Bevölkerung werden wir mehr öffentliche Mittel einsetzen müssen.

Das Hauptproblem sind nicht die steigenden Gesundheitskosten, sondern die unsozialen Prämien.
Balthasar Glättli, Präsident GRÜNE Schweiz

Ein reiches Land wie die Schweiz kann sich aber die Gesundheitskosten in der aktuellen Höhe problemlos leisten – sofern die Lasten fair über die Bevölkerung verteilt sind. Denn das ist das eigentliche Problem: Die ungerechte Finanzierung des Gesundheitswesens und die seit Jahren steigenden Krankenkassenprämien. Seit dem Jahr 2000 haben sie sich mehr als verdoppelt. Und das System der Prämienverbilligungen funktioniert nicht.

Hauptgrund für die steigenden Prämien ist, dass ein immer grösserer Teil der Gesundheitskosten über die Prämien finanziert wird. Und weil die Prämien viel stärker steigen als unsere Löhne, nehmen sie auch einen immer höheren Anteil unseres Haushaltsbudgets ein. Besonders problematisch ist das für Menschen mit einem tiefen Einkommen und für den Mittelstand. Denn die Prämien eines Migros-Verkäufers sind gleich hoch wie diejenigen einer Bank-Managerin. Wir Grünen wollen darum primär die Finanzierung des Gesundheitswesens sozialer ausgestalten. Sprich: Kurzfristig die Prämienverbilligung ausbauen und mittelfristig einkommensabhängige Krankenkassenprämien einführen. Das würde einen Grossteil der Bevölkerung entlasten. Leider scheitern wir mit beiden Ideen bisher am Widerstand der bürgerlichen Parteien.

Doch es gibt natürlich auch im Gesundheitswesen Sparpotenzial. Dieses sollten wir selbstverständlich nutzen. Wichtig wäre es zunächst, mehr in die Gesundheitsförderung zu investieren. Mit mehr Prävention können wir Krankheiten verzögern oder vermeiden – und letztlich auch Kosten sparen. Durch eine intelligente Digitalisierung können auch teure (aber nutzlose) Mehrfachuntersuchungen vermieden werden. Auch bei den Arzneimitteln gibt es ein erhebliches Sparpotenzial, z. B. durch den vermehrten Einsatz von günstigen Generika. Und durch Preissenkungen v. a. bei neuen und sehr teuren Medikamenten.