Im Gespräch wurde über eine breite Palette von Fragen diskutiert: War das Nein zum CO2-Gesetz ein Nein zu einer Postwachstumsgesellschaft? Welche Bedeutung hat das Konzept des Postwachstums für das Denken und Handeln der beiden Politiker:innen? Welche Schwierigkeiten sind damit verbunden? Und welche konkreten rot-grünen Projekte verfolgen die beiden Parteien?

 

Am Ursprung der modernen Umweltbewegung stand ja die Thematik der Grenzen des Wachstums und dort entstand auch dieses Gleichmacherbild «Wir sitzen alle im selben Boot». Natürlich ist das so, aber gleichzeitig stimmt auch, wie das Enzensberger schon in den 68er-Jahren gesagt hat: Die einen stehen auf der Kapitänsbrücke und die andern malochen im Maschinenraum. Diese beiden Dimensionen muss man gemeinsam denken, und die Klimabewegung hat dafür auch ein Stichwort: Klimagerechtigkeit.
Balthasar Glättli, Im Denknetz-Gespräch

Das Gespräch ist in gestraffter Form auch schriftlich zu finden im “Denknetz Jahrbuch 2021: Postwachstum? Aktuelle Auseinandersetzungen um einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel“: verfügbar als Buch im Buchhandel und als frei erhältliches PDF auf www.denknetz.ch (Spenden willkommen).

Wir sollten nicht von Verzicht sprechen, sondern die «Wegwerfgesellschaft» kritisieren. Dazu hat Ilija Trojanow einmal geschrieben: «Die Schattenseite des Überflusses ist der überflüssige Mensch.» Seine Kritik am Überfluss hat er mit der treffenden Feststellung verbunden, dass das aktuelle System Menschen nur danach bemisst, inwieweit sie verwertbar sind, als Arbeitskräfte oder als Konsument*innen. Und alle, die da rausfallen, sind die Überflüssigen, die haben keinen Zweck. Und das ist wohl auch eine ethische Frage, bei der man in die Zeit vor Marx zurückmuss: Was ist der Wert des Menschen, was der Wert der Gesellschaft? Aus meiner Sicht ist der stärkste Wert der Gesellschaft das Zusammenleben.
Balthasar Glättli, im Denknetz-Gespräch