Antworten auf Fragen von Bürger:innen

Immer wieder erhalte ich interessante Fragen von Bürgerinnen und Bürgern. Manche Antworten mögen auch ein breiteres Publikum interessieren. Darum veröffentliche ich gelegentlich Antworten hier .

Warum sind die GRÜNEN so kritisch eingestellt gegenüber eFuels? In Deutschland haben die GRÜNEN 2023 sogar einen richtigen Koalitionskrach riskiert, weil sie nicht wollten, dass auch nach dem Verbrenner-Aus in der EU um 2035 Autos neu in Verkehr gesetzt werden können, wenn sie mit reinem eFuel aus erneuerbaren Energien betankt werden. Dabei sind eFuels doch klimaneutral!

Lieber Frau X.

tatsächlich sind eFuels auf den allerersten Blick eine gute Lösung. Wenn man mit 100% erneuerbarem Strom durch Elektrolyse Wasserstoff herstellt und dieses mit CO2 zusammenbringt, das man z.B. als Resultat industrieller Prozesse abscheidet, kann man eFuels herstellen, also synthetischen Diesel, synthetisches Benzin und synthetisches Kerosin, die klimaneutral sind. Diese können dann in herkömmlichen Verbrennungsmotoren oder Triebwerken verbrannt werden, wobei auch die entsprechenden Schadstoffe entstehen – aber unter dem Strich keine zusätzliche Klimabelastung. Der offensichtliche Vorteil ist, dass sowohl Speicherung als auch Motoren gleich bleiben können wie heute. 

Das Problem bei eFuels ist aber der massive Energiebedarf bei der chemischen Umwandlung. Vergleichen wir die Effizienz von batterie-elektrischen Fahrzeugen mit direktem Wasserstoff-Antrieb und dann mit eFuels. Nehmen wir den Strom, der ein batterie-elektrisches Fahrzeug 100km weit antreibt. Mit dem gleichen Strom, umgewandelt in Wasserstoff und dann via Elektrolyse wieder in Strom, kommen wir 37km weit. Stellen wir mit dem gleichen Strom eFuels her, reicht es gerade noch für 15.6km. Das heisst, eFuels haben eine Effizienz von gut 15% im Vergleich zu batterie-elektrischen Fahrzeugen.

Bildlich dargestellt hier mit einem analogen Vergleich, der beispielhaft zeigt, wieviele Autos mit einer grossen 3MW Windturbine betrieben werden können:

© (cc by-sa) Heinrich-böll-Stiftung, CC BY-SA 4.0 via wikimedia

Gerade weil es für Autos brauchbare Alternativen gibt, sollte eFuel höchstens für Anwendungen reserviert bleiben, für welche es (noch) keine Alternativen gibt. Solange wir nicht einen einen massiven Überschuss an Solar-, Wind- und Wasserkraft haben, ist der Strom viel zu kostbar, um ihn mit riesigen Verlusten in eFuels umzuwandeln. Eine aktuelle Studie (2024) bekräftigt, dass Elektrofahrzeuge besser sind für das Klima als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor – und zwar sogar dann, wenn der benötigte Strom aus fossilen Energieträgern erzeugt wird. 

Ganz unabhängig vom Antriebssystem ist aber klar: der umweltfreundlichste Verkehr bleibt jener, der gar nicht stattfindet. Danach kommt der Öffentliche Verkehr und die sanfte Mobilität (Fuss/Veloverkehr). Darum wollen wir GRÜNE auch eine echte ökologische Verkehrswende, nicht einfach die Elektrifizierung des Staus. In der Verkehrspolitik verfolgen wir GRÜNEN darum die folgenden Prioritäten:

Verkehr Vermeiden.
Den Rest des Verkehrs verlagern (auf ÖV/sanfte Mobilität, aber auch Fahrgemeinschaften).
Den Rest des Verkehrs verträglich gestalten (Elektromobilität, tiefe Geschwindigkeit, ).

Schliesslich gilt es auch die richtigen Anreize zu setzen, damit Elektromobile kleiner und leichter werden. 2 Tonnen Blech zu bewegen für den Transport von 80kg Lebendgewicht ist ineffizient, unabhängig von der Antriebsart.

Beste Grüsse
Balthasar Glättli

PS: Hier ein ausführliches Video von Terra X, das den Hype über eFuels faktenbasiert hinterfragt.