Liebe GRÜNE

Unwetter, Überschwemmungen, Zerstörung in der Schweiz und in Deutschland, Rekordhitze mit hunderten Toten in Nordamerika, ein Rekord von 18,3 Grad Celsius in der Antarktis bestätigt… gerade in den letzten Tagen haben wir erlebt, welche Auswirkungen Extremwetter haben können. Und dass sich solch extreme Wetterlagen mit der Klimaerhitzung häufen, ist klar.
Die Antwort auf die bittere Niederlage vom 13. Juni kann darum nicht Resignation sein. Mit dem Nein zum CO2-Gesetz ist nur ein Lösungsansatz vom Tisch. Aber das Problem bleibt weiter da. Und damit auch unsere Verantwortung, als GRÜNE Lösungswege aufzuzeigen. Das habe ich auch in verschiedenen Interviews der letzten Tage betont (vgl. das Interview in der Sonntagszeitung und das Interview im Le Temps).

Das einzige was sich seit dem Abschluss des Pariser Klimaabkommens 2015 verändert hat: Die Dringlichkeit nimmt zu. Und Kippeffekte werden wahrscheinlicher. So der breite Konsens der Wissenschaft. «I don’t want you to be hopeful. I want you to panic. I want you to feel the fear I feel every day. And then I want you to act… as you would in a crisis !» – ich möchte, dass ihr in Panik ausbrecht – das sagte Greta Thunberg im Januar 2019 zu den versammelten Politiker*innen und CEOs am WEF in Davos.

Greta Thunberg hatte natürlich recht. Aber auch nicht. Ist Angst, ist Panik der richtige, der beste Antrieb für eine Gesellschafft, für eine Demokratie? Nein. Vor allem dann nicht, wenn jede, wenn jeder Einzelne als Bürger*in JA zu einer positiven Transformation sagen soll.

Liebe GRÜNE, lass uns davon sprechen, was wir gemeinsam gewinnen können beim Ausstieg aus den fossilen Energien: Arbeitsplätze mit Zukunft statt milliardenschwere Abhängigkeit von dubiosen Erdölstaaten. Lasst uns davon sprechen, was wir gewinnen können beim Ausstieg aus dem Wachstumswahn der Wegwerfgesellschaft: Mehr Zeitwohlstand, mehr Lebensqualität, mehr Solidarität und Zusammenleben. Das war das Thema meiner Präsidialrede an unserer DV zum grünen Klimaplan im Januar.

Bewegungen entstehen zwischen zwei Polen. Ja, es braucht die Empörung, wie es ja auch Stéphane Hessel geschrieben hat. Ja, es braucht die Wut, wie sie Greta Thunberg verkörpert – als Ausgangspunkt. Es braucht aber auch den Traum, die Hoffnung. Welche Rede hat wohl am stärksten den Kampf gegen die Rassendiskriminierung in den USA befördert? «I Have a Dream» – das waren Martin Luther Kings Worte in Washington DC, in denen er das Bild eines anderen Landes zeichnete.

Erst die Hoffnung führt dazu, dass aus der Angst Bewegung wird, Vorwärts-Schreiten.

Und Vorwärts-Schreiten, das heisst auch, dass wir die kleinen Schritte machen, ohne das grosse Ziel aus den Augen zu verlieren. Rosa Luxemburg nannte dies «revolutionäre Realpolitik». Eine Politik, die sich an den einzelnen Verbesserungen orientiert, ohne sich damit zufriedenzugeben und die so «durch alle ihre Teilbestrebungen in ihrer Gesamtheit über den Rahmen der bestehenden Ordnung, in der sie arbeitet, hinausgeht». Genau so werden wir GRÜNE auch hartnäckig dran bleiben an unserem Kernanliegen der Klimagerechtigkeit. Mit konkreten Erfolgsschritten. Wie dem Ausbau der neuen erneuerbaren Energien im Umfang von drei AKW – einem Parlaments-Erfolg der GRÜNEN nur drei Tage nach dem Abstimmungswochenende. Mit alternativen Vorschlägen, wie wir eine gerechte Klimawende vorantreiben können – möglicherweise auch als Teil der Umsetzung der Gletscherinitiative. Aber auch mit im besten Sinne «radikalen» Ideen der Jungen Grünen, welche diesen Sommer eine Umweltverantwortungsinitiative lancieren wollen, welche der Wirtschaft positive Ziele setzen will: Sie soll das Wohlergehen aller Menschen anstreben. Und dies, ohne das Fundament der Lebens zu untergraben.

Ich freue mich auf all diese nächsten Schritte. Das Vertrauen der Menschen in der Schweiz in uns GRÜNE wächst weiter, wir gewannen in den letzten Tagen ausserordentlich viele neue Mitglieder. Das zeigt uns: Wir sind auf dem richtigen Weg.
 
Grün ist die Hoffnung!
Balthasar Glättli
Präsident GRÜNE