Liebe GRÜNE

Bald sind Sommerferien – wohl von den meisten von uns lang ersehnt. Und auch wohlverdient: Auch dank dir haben wir GRÜNE in 14 von 16 kantonalen Wahlen seit 2019 zugelegt, zum Teil massiv. Wir haben von allen Parteien am meisten Sitze dazugewonnen. Das gleiche Bild zeigte sich vielerorts in Gemeindewahlen, zuletzt auch in meinem Kanton, im Kanton Zürich – und dies sowohl in den Parlamenten als auch in den Exekutiven. Die Wählenden trauen uns zu, engagiert Druck zu machen, kluge Lösungen vorzuschlagen – und auch erfolgreich Verantwortung zu übernehmen. Ohne den Einsatz von euch allen, ohne euer Herzblut für das kohärente grüne Zukunftsprogramm, ohne eure klare Kante wäre dies nicht möglich gewesen. Dafür von Herzen mein grosses Dankeschön. 
Die letzten Jahre und Monate waren schwierig, mit der Pandemie und dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, für den es weder Entschuldigung noch Rechtfertigung gibt. Die Zeiten, die kommen, werden nicht weniger herausfordernd sein.

Ich wünsche dir darum auch die nötige Erholung, damit wir mit umso mehr Einsatz zusammenstehen können fürs Klima und für die Energiewende, deren Dringlichkeit noch nie so deutlich vor uns lag. Denn dass diese Energiewende, die Transformation in eine post-fossile Welt, DIE zentrale Herausforderung unserer Generation darstellt, brennen uns die präzedenzlosen Hitzewellen in Indien und Pakistan einmal mehr ein – und die russischen Drohungen am Gashahn. Wenn diese schwierige Zeit auch eine Chance bedeutet, dann ist es genau die: Sie zeigt schonungslos auf, wo die Missstände liegen und was wir erreichen müssen. Klima- und Sicherheitspolitik gehen da Hand in Hand: Raus aus der Aufheizungsspirale, raus aus den fossilen Energieträgern und raus aus der Abhängigkeit von Diktatoren und Kleptokraten, deren Herrschaft auf dem Rohstofffluch gründet. Die Umstellung ist fundamental. Und die Herausforderung ist gross, keine Frage. Aber wir GRÜNE lassen nicht locker. Resignation ist keine Option. Ziehen wir alle am gleichen Strick und überzeugen wir auch unser Umfeld – denn wir schaffen diesen zentralen Schritt für eine lebenswerte Zukunft nur, wenn wir zusammenstehen.

Diesen klaren Kompass, den haben wir Schweizer GRÜNEN: Den Klimafonds für einen Green New Deal, den auch und gerade die Schweiz so dringend braucht. Stattdessen wird im Parlament gefordert, dass der Bund die Militärausgaben von heute gut 5 Milliarden um nochmals 4 Milliarden pro Jahr erhöht. Ich habe es im letzten Brief im April bereits geschrieben, aber es ist so wichtig und zentral, dass ich es fast wiederholen muss: Die Landesverteidigung ist ganz selbstverständlich eine öffentliche Aufgabe – wie der Erhalt und der Ausbau der Infrastrukturen, die Bildung, der Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft und vieles mehr. Nur die zentrale, die dringlichste Herausforderung unserer Zeit – die Klima- und Biodiversitätskrise – ist es nicht – bislang! Das ist keine Politik für 2022, das ist Politik aus dem vergangenen Jahrtausend! Und genau das wollen, ja müssen, wir GRÜNE ändern – zusammen mit unseren politischen Alliierten, zusammen mit Organisationen und Initiativen aus der Zivilgesellschaft, zusammen mit hoffentlich immer mehr Menschen, die für das Klima, für die Zukunft, für unsere Kinder zusammenstehen, indem sie sich für unsere Klimafonds-Initiative engagieren.
Mit neuer Energie, erholt und voller Zuversicht! Darauf freue ich mich!  
  
Danke, dass du an unserer Seite bist!

Balthasar Glättli
Präsident GRÜNE Schweiz

PS: Ewiggestrige Bürgerliche missbrauchen die aktuelle Krise als Argument für eine Energiepolitik von vorgestern. Sie fordern neue AKWs, Gaskraftwerke, ja selbst die Förderung von Erdgas in der Schweiz. Dabei ist klar: Gegen die aktuelle Bedrohung diesen Winter wegen der verheerenden fossilen Abhängigkeit von Russland hilft kein Zubau von gefährlichen und klimaschädlichen Technologien. Das würde nicht nur schaden – es käme auch viel zu spät. Wir müssen hier ehrlich sein. Das Einzige, was rasch umgesetzt werden kann, sind Sparmassnahmen. Ein Grad weniger heizen spart 6 Prozent Energie. Tempo 80 auf Autobahnen und Autostrassen bringt ebenfalls eine Verbrauchsersparnis von 6 Prozent für die ganze Autoflotte. Wer mit dem Auto zu zweit statt alleine zur Arbeit fährt, spart die Hälfte der Energie. Und wer umsteigt auf Velo und ÖV oder ein, zwei Tag im Homeoffice arbeitet, spart so noch viel, viel mehr. Was schliesslich die AKW betrifft: eine Studie des deutschen Wirtschaftsforschungsinstituts zeigt eindrücklich, dass eine echte Solaroffensive die Versorgungssicherheit stärkt – ganz im Gegensatz zu einer Laufzeitverlängerung von Gösgen und Leibstadt oder gar dem Bau neuen Atomkraftwerken.