© Grande Dixence im Winter. Via Tnt66@WikiMedia (CC BY-SA) 3.0

In Kürze

Dieser Text erschien als Grüne Gedanken zur Woche in der Wochenzeitung P.S. vom 28.4.2023.

Warum einfach und bezahlbar… wenn es auch kompliziert und teuer geht? Das scheint das Motto des Bundesrats zu sein, wenn es um die Versorgungssicherheit geht.

Dabei gäbe es einfache und günstige Lösungen. Eine davon ist das JA zum Klimaschutzgesetz am 18. Juni. Gefördert wird damit auch der Ersatz von stromfressenden Elektroboilern und Elektroheizungen. Wirken würde dies allerdings in diesem Winter noch nicht. Darum braucht es zusätzlich einen Winterstrom-Express für den Winter 23/24.

Aber schauen wir zuerst zurück auf den letzten Winter. Vor einer guten Woche, zogen die Bundesräte Parmelin und Rösti Bilanz. Strommangellage: vermieden. Hauptgrund: ein warmer Winter. Und was war mit allen Massnahmen des Bundes? Mit Sparappellen, Notkraftwerk, Wasser-Ausschreibung?

Wenig bewirkten die Sparappelle. Plakate sparen keinen Strom. Mein Vorschlag in der Budgedebatte war, die Sparappelle zu konkretisieren: Der Bund könnte einen Wassersparchip für die Dusche an alle Haushalte versenden. Wenn nur 20% den Chip einsetzen, spart dies bleibend 730 GWh Energie. Für weniger als sieben Millionen Franken. Unschlagbar günstig. Zu günstig für Sparfuchs Ueli Maurer. Er sagte nein.

Gar keine Rolle gespielt hat Birr: Obwohl mit Notrecht beschlossen, wurde das Notkraftwerk erst Ende März erfolgreich getestet. Etwas spät für die befürchtete Winterstromlücke… 470 Millionen fallen dennoch an für eine teure, unnütze, aber zum Glück immerhin auch überflüssige CO2-Schleuder in Birr. Auch im Nachhinein erscheint der Vorschlag der GRÜNEN vom letzten November klug, zumindest vier der acht Turbinen in die Ukraine zu verschieben, gegen die gezielten Angriffe Russlands auf die Stromversorgung.

Eine obligatorische Winterstromreserve in den Stauseen statt teurer Ausschreibungen bringt rasch Versorgungssicherheit zu bezahlbaren Kosten.
Balthasar Glättli, Präsident GRÜNE Schweiz

Eine weiterer Hebel gegen Strommangel im Winter sind Stauseen: gigantische Batterien. Die letzten Herbst vom Bundesrat beschlossene “Verordnung zur Wasserkraftreserve” schrieb hier Reserven gegen Entgelt aus. Eine unsichere und mit rund 300 Millionen für 400 GWh sehr teure Lösung: 74 Rappen pro kWh.

Natürlich haben Parmelin und Rösti recht, wenn sie sagen: gouverner c’est prévoir. Das heisst aber nicht, dass die Stromkonsument:innen den Stromkonzerne überflüssig Millionen zuschanzen müssen. Wegen der hohen Energiepreise schreiben Axpo, Alpiq & Co. ja bereits satte Kriegsgewinne.

Für eine sichere Stromversorgung brauchte es vielmehr eine obligatorische Winterstromreserve in den Stauseen. Der Nationalrat hat den “Mantelerlass” bereits im Sinne der GRÜNEN umgestaltet: Statt teurer Ausschreibungen soll es eine günstig entschädigte Reservepflicht geben. Eine Wasserkraftreserve von 2 TWh bringt mehr als einen Monat Versorgungssicherheit. Bei einer Entschädigung von 10 Rappen pro kWh kostet das rund 200 Mio.  Wenn nun der Ständerat diesen Winterstromexpress in einem separaten Bundesgesetz dringlich beschliesst, hätten wir eine sichere Stromversorgung. Ohne fossile Reservekraftwerke. Und ohne unanständig hohe Entschädigungen in die Kassen der Stromkonzerne.